1900 - 1909
1950 - 1959
1960 - 1969
1970 - 1979
1980 - 1989
1990 - 1999
Datum unbekannt
"UNSERE STRASSE": DIE WEIERBACHSTRASSE ERZÄHLT EINE LANGE GESCHICHte
VON FLORIAN KRUMM
(ERSCHIENEN IM RGA AM 11.04.2013 - Veröffentlichung MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DER RGA-LOKALREDAKTON HÜCKESWAGEN)
Die verschieferten bergischen Fachwerkhäuser mit den grünen Schlagläden machen die Weierbachstraße zu einer der schönsten Straßen Hückeswagens. 1990 gelang es den Bewohnern der Straße sogar, eine Silbermedaille bei dem Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" zu gewinnen. Die Siegesplakette hängt noch heute an dem weißen Haus an der Kirchplatzeinfahrt.
Früher floss der Weierbach direkt an diesem Haus vorbei. Einst war es eine Walkmühle, später diente es der Kirche. Das weiße Haus wurde vielseitig genutzt: Der Weltladen, die katholische Bücherei und das Pfarrbüro kamen hier unter.
Vom Hückeswagener Ortsteil Wegerhof entspringt der Namensgeber der Weierbachstraße. Der Weierbach mündet unterirdisch in den Brunsbach und anschließend in die Wupper. Früher schlängelte er sich entlang des heutigen Straßenverlaufes. Kaum mehr als ein paar vereinzelte Häuser zierten sein Ufer.
Heute ist die Weierbachstraße ein ruhiges Wohngebiet. Einst ging es geschäftiger zu. Mehrere Bäckereien, Metzgereien, Holz-, Tuchhandlungen und Kolonialwarengeschäfte belebten die Straße. So manche Fensterfront zeugt heute noch von den alten Schaufenstern. Man kann nur erahnen, welche Vielzahl von Gütern ausgestellt waren.
In Erinnerung ist vielen noch das Lebensmittelgeschäft "Mehlem". Es war auf der Ecke der Kölnerstraße und bildete den Anfang der Weierbachstraße. "Da so schönes Wetter ist, wollen wir spazieren gehen. Aber nicht nur bis an Mehlems Ecke, sondern eine weite Strecke." Ein Spruch, den Hella Krumms Kindheitstage geprägt hat.
Auch der Friseursalon "Pleuser" war bis 1984 in der Weierbachstraße ansässig. Ebenso das Elektrogeschäft "Beucker". Der Neubau der Gaststätte "Zum Justhof" diente als Verkaufsfläche für Elektronik.
Der Friseursalon und das Elektrogeschäft zogen beide in die Goethestraße. So konnte der Justhof sich erweitern und die ehemalige Ladenfläche in ein Restaurant umbauen. "Wir sind eine der ältesten Gaststätten in Hückeswagen," sagt Michael Radermacher, der aktuelle Pächter des Justhofes. Erstmals erwähnt wurde der Justhof circa 1872. Damals erstreckte sich über das Kirchengelände bis hinauf zum Friedhof ein Bauernhof.
Das mittlerweile von der Straße schwer zu erkennende Holzhaus an der Ecke Weierbachstraße-Goethestraße, steht auf dem ehemaligen Gelände des Holzhandels der Familie Boßbach. Wo nun auf dem privaten "Weierbachhof" Pferde umsorgt werden, wurden früher Leitern der Familie Ebertz verkauft.
"Wenn die Sirene ertönte, mussten wir alle schnell hinein. Ich bin immer mit meiner Freundin Ria Vogt Hand in Hand nach Hause gelaufen." (Irmgard Diederichs)
Viele ältere Hückeswagener erinnern sich noch an die Albert-Leo-Schlageter Schule. Von 1888 bis 1959 wurde dort unterrichtet. Während des Zweiten Weltkriegs war hinter der Schule ein Luftschutzbunker. Die heutige Anwohnerin der Weierbachstraße, Irmgard Diederichs, erinnert sich: "Wenn die Sirene ertönte, mussten wir alle schnell hinein. Hinaus durfte man nur einzeln. Ich bin immer schnell mit meiner Freundin Ria Vogt Hand in Hand nach Hause gelaufen." Ab 1959 wird die ehemalige Schule komplett als Wohnraum genutzt.
Markant über und in der Weierbachstraße thront die katholische Kirche. Ihr Grundstein wurde bereits 1881 durch den damaligen Pfarrer Johann Peter Heinrich Giesen gelegt. Zuvor wurde 1875 ein Teil des Justhof-Grundstücks für den Kirchenbau erworben. Am 12. November 1882 waren die Bauarbeiten abgeschlossen und die Kirche gesegnet.
Erst später in den 80er Jahren kam die Einbahnstraßenreglung. Zuvor konnte die Straße in beiden Richtungen befahren werden. "Das war oft ein Chaos. Da musste man bei der Kirche warten, wenn ein Fahrzeug entgegen kam," erinnerte sich Herbert Dornseifer. Mit seiner Frau Marlies Dornseifer wohnt er schon seit 34 Jahren in der Weierbachstraße.
Viele Nachbarn Kommen und Gehen sehen
"In der ganzen Zeit hat man schon einige Nachbarn kommen und gehen sehen. Auch viele Kinder wurden erwachsen," erinnerten sich Eheleute Dornseifer.
Eine besondere Leistung in der Nachbarschaft vollbrachten Beate und Detlef Kietzmann. Sie schafften den Spagat zwischen moderner Wohnung und dem Erhalt der Historie. "Als wir das Haus kauften, war es in einem abrissreifen Zustand. Die Entscheidung war: abreißen und neu bauen oder komplett sanieren," berichten die Eheleute. Ein halbes Jahr dauerte die Kernsanierung. "Doch so konnten wir die historische Optik erhalten."
Eine der jüngsten Neuerungen ist das neue Gemeindehaus der Gemeinde St. Mariä-Himmelfahrt. Unter den Weierbachern gemeinhin als "Senfpalast" bekannt, steht das Gebäude seit 2009 unterhalb des alten Pfarrhauses. Zu der Außenfarbe hieß es, dass der Denkmalschutz eine "Kontrastfarbe" zum alten Pfarrhaus forderte und somit das markante Gelb vonseiten des Denkmalschutzes bestimmt wurde.
Auch die "Katholische öffentliche Bücherei" nutzt die neuen Räumlichkeiten im Gemeindehaus. "Bei Bedarf kann die Bücherei, durch die rollbaren Regale, auf etwa drei Meter schrumpfen," erklärt Hans-Georg Beißel, der Leiter der Bücherei. In der nächsten Zeit steht die Digitalisierung der rund 5000 Medien an.
"Hier bei uns in der Straße hält man zusammen," resümiert Herbert Dornseifer.
Früher floss der Weierbach direkt an diesem Haus vorbei. Einst war es eine Walkmühle, später diente es der Kirche. Das weiße Haus wurde vielseitig genutzt: Der Weltladen, die katholische Bücherei und das Pfarrbüro kamen hier unter.
Vom Hückeswagener Ortsteil Wegerhof entspringt der Namensgeber der Weierbachstraße. Der Weierbach mündet unterirdisch in den Brunsbach und anschließend in die Wupper. Früher schlängelte er sich entlang des heutigen Straßenverlaufes. Kaum mehr als ein paar vereinzelte Häuser zierten sein Ufer.
Heute ist die Weierbachstraße ein ruhiges Wohngebiet. Einst ging es geschäftiger zu. Mehrere Bäckereien, Metzgereien, Holz-, Tuchhandlungen und Kolonialwarengeschäfte belebten die Straße. So manche Fensterfront zeugt heute noch von den alten Schaufenstern. Man kann nur erahnen, welche Vielzahl von Gütern ausgestellt waren.
In Erinnerung ist vielen noch das Lebensmittelgeschäft "Mehlem". Es war auf der Ecke der Kölnerstraße und bildete den Anfang der Weierbachstraße. "Da so schönes Wetter ist, wollen wir spazieren gehen. Aber nicht nur bis an Mehlems Ecke, sondern eine weite Strecke." Ein Spruch, den Hella Krumms Kindheitstage geprägt hat.
Auch der Friseursalon "Pleuser" war bis 1984 in der Weierbachstraße ansässig. Ebenso das Elektrogeschäft "Beucker". Der Neubau der Gaststätte "Zum Justhof" diente als Verkaufsfläche für Elektronik.
Der Friseursalon und das Elektrogeschäft zogen beide in die Goethestraße. So konnte der Justhof sich erweitern und die ehemalige Ladenfläche in ein Restaurant umbauen. "Wir sind eine der ältesten Gaststätten in Hückeswagen," sagt Michael Radermacher, der aktuelle Pächter des Justhofes. Erstmals erwähnt wurde der Justhof circa 1872. Damals erstreckte sich über das Kirchengelände bis hinauf zum Friedhof ein Bauernhof.
Das mittlerweile von der Straße schwer zu erkennende Holzhaus an der Ecke Weierbachstraße-Goethestraße, steht auf dem ehemaligen Gelände des Holzhandels der Familie Boßbach. Wo nun auf dem privaten "Weierbachhof" Pferde umsorgt werden, wurden früher Leitern der Familie Ebertz verkauft.
"Wenn die Sirene ertönte, mussten wir alle schnell hinein. Ich bin immer mit meiner Freundin Ria Vogt Hand in Hand nach Hause gelaufen." (Irmgard Diederichs)
Viele ältere Hückeswagener erinnern sich noch an die Albert-Leo-Schlageter Schule. Von 1888 bis 1959 wurde dort unterrichtet. Während des Zweiten Weltkriegs war hinter der Schule ein Luftschutzbunker. Die heutige Anwohnerin der Weierbachstraße, Irmgard Diederichs, erinnert sich: "Wenn die Sirene ertönte, mussten wir alle schnell hinein. Hinaus durfte man nur einzeln. Ich bin immer schnell mit meiner Freundin Ria Vogt Hand in Hand nach Hause gelaufen." Ab 1959 wird die ehemalige Schule komplett als Wohnraum genutzt.
Markant über und in der Weierbachstraße thront die katholische Kirche. Ihr Grundstein wurde bereits 1881 durch den damaligen Pfarrer Johann Peter Heinrich Giesen gelegt. Zuvor wurde 1875 ein Teil des Justhof-Grundstücks für den Kirchenbau erworben. Am 12. November 1882 waren die Bauarbeiten abgeschlossen und die Kirche gesegnet.
Erst später in den 80er Jahren kam die Einbahnstraßenreglung. Zuvor konnte die Straße in beiden Richtungen befahren werden. "Das war oft ein Chaos. Da musste man bei der Kirche warten, wenn ein Fahrzeug entgegen kam," erinnerte sich Herbert Dornseifer. Mit seiner Frau Marlies Dornseifer wohnt er schon seit 34 Jahren in der Weierbachstraße.
Viele Nachbarn Kommen und Gehen sehen
"In der ganzen Zeit hat man schon einige Nachbarn kommen und gehen sehen. Auch viele Kinder wurden erwachsen," erinnerten sich Eheleute Dornseifer.
Eine besondere Leistung in der Nachbarschaft vollbrachten Beate und Detlef Kietzmann. Sie schafften den Spagat zwischen moderner Wohnung und dem Erhalt der Historie. "Als wir das Haus kauften, war es in einem abrissreifen Zustand. Die Entscheidung war: abreißen und neu bauen oder komplett sanieren," berichten die Eheleute. Ein halbes Jahr dauerte die Kernsanierung. "Doch so konnten wir die historische Optik erhalten."
Eine der jüngsten Neuerungen ist das neue Gemeindehaus der Gemeinde St. Mariä-Himmelfahrt. Unter den Weierbachern gemeinhin als "Senfpalast" bekannt, steht das Gebäude seit 2009 unterhalb des alten Pfarrhauses. Zu der Außenfarbe hieß es, dass der Denkmalschutz eine "Kontrastfarbe" zum alten Pfarrhaus forderte und somit das markante Gelb vonseiten des Denkmalschutzes bestimmt wurde.
Auch die "Katholische öffentliche Bücherei" nutzt die neuen Räumlichkeiten im Gemeindehaus. "Bei Bedarf kann die Bücherei, durch die rollbaren Regale, auf etwa drei Meter schrumpfen," erklärt Hans-Georg Beißel, der Leiter der Bücherei. In der nächsten Zeit steht die Digitalisierung der rund 5000 Medien an.
"Hier bei uns in der Straße hält man zusammen," resümiert Herbert Dornseifer.
© 2013 Michael Witkowski
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